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Das Beinkleid des Mannes

Das Beinkleid des Mannes

Über Hosen im Hochmittelalter kann man eines mit absoluter Sicherheit sagen, nämlich, dass es sie nicht gegeben hat. Irgendwie ist die Herstellung kompletter Hosen im Mittelalter verloren gegangen oder aus der Mode geraten. An ihre Stelle traten separate Beinlinge, die man über einer Bruche, einer Art übergroßer Unterhose trug.

bruche manesseDie Bruche war dann auch schon das gesamte Beinkleid ihres Trägers, d.h. viele Menschen besaßen  gar nicht mehr.

Die Bruche sollte immer aus Leinen gefertigt werden und bestand in früheren  Zeiten mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch genau aus diesem Material. Leinen war das günstigste Material im Mittelalter; es war strapazierfähig und leicht bei hohen Temperaturen waschbar.

Die Herstellung seiner eigenen Bruche ist eines der besten Projekte für Einsteiger. Sie ist einfach und man kann ruhig etwas schludrig arbeiten, denn das Ergebnis wird selten zu sehen sein. beinkleid bruche

In dem nebenstehenden Abbild sieht man eine Bruche wie sie heute von vielen Mittelalterfreunden gefertigt wird, nämlich eine relativ schmale. In Wirklichkeit waren Bruchen stets sehr sehr weit gefertigt. Zumindest geht das aus quasi allen Bildbelegen hervor. Warum? Weil sie dann mehr Bewegungsfreiheit bieten. Leinen ist nicht sehr dehnbar. Eine eng anliegende Bruche bietet kaum die Möglichkeit, sich hinzusetzen oder nieder zu knien ohne, dass sie irgendwo reisst oder zumindest etwas einklemmt. Außerdem spieltr es im Mittelalter wohl eine weniger große Rolle „cool“ auszusehen. Komfort vor Optik. Und so wirken diese riesigen Teile heute auf uns wie Windeln für Erwachsene.

schnittmuster brucheHier sieht man, wie einfach eine Bruche genäht werden kann. Man kann dazu einfach Reststücke von Leinen verwenden. Allerdings sollte man wirklich viel Stoff verwenden und die Bruche sehr groß und weit fertigen. Oben kommt dann ein Rollsaum dran durch den man eine Nestelschnur fädelt. Mit dieser Schnur wird die Bruche später auf die richtige Größe zusammengezogen. Sie hält die Bruche außerdem an ihrem Platz.

schnittmuster beinlingeHatte man genug Geld, so trug man über der Bruche keine Hose, sondern getrennte Beinlinge. Die waren i.d.R. hauteng geschnitten, was übrigens für fast alle Kleidungsstücke dieser Zeitepoche gilt. Als Material kamen Leinen und höchstwahrscheinlich auch Wolle für den Winter zum Einsatz. Beide Materialien eignen sich hervorragend. Beim Leinen darf man den Schnitt allerdings nicht gar zu eng machen, da es sich so gut wie gar nicht dehnt. Den Schnitt erkennst Du anhand der nebenstehenden Grafik. Solange Du die BLehnsritter mit Beinkleiderneinröhren nicht kerzengerade oder zu weit machst, kannst Du fast nichts falsch machen.

Die fertigen Beinlinge werden dann an jener Schnur befestigt, die auch schon die Bruche hält. Dazu macht man rechts und links kleine Schnitte in den Rollsaum so, dass kleine Öffnungen entstehen durch die man die Schnur erreichen kann. Hier werden die Beinlinge nun angenestelt, d.h. sie werden mitterls Nestelschnüren verbunden.

Nur Mut! Du kannst dabei kaum etwas falsch machen….außer…..

…völlig falsch hingegen ist die Annahme, man könne auch Jeanshosen oder fertig gekaufte „Mittelalter“hosen als Gewandungsteile verwenden.

Mittelaltertyp im klassichen Kostüm

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